Der Verlag
Menschenwürde, Demokratie, Grundrechte, Liberalität. Diese Versprechen der Aufklärung sind nicht nur durch den islamistischen Terror und andere ihrer erklärten Feinde bedroht. Auch im Westen, wo man das Erbe der Aufklärung gern für sich in Anspruch nimmt, folgt man nicht nur gegenüber der nicht-westlichen Welt oft ganz anderen Prinzipien. Der Glaube an die Vernunft des Marktes unterminiert die Einsicht, dass die Freiheit des einen in der Freiheit der anderen ihre Grenze finden müsse und es deshalb eines demokratischen und sozialen Rechtsstaats bedürfe. Die uferlose Digitalisierung könnte in einer umfassenden Überwachungs- und Kontrollmaschinerie enden. Rassisten dringen immer wieder durch, wenn sie sich vermeintlich wissenschaftlicher Argumente bedienen. Und Populisten feiern Erfolge, wenn sie sich offen nationalistisch und chauvinistisch geben.
Genügend Gründe also, eine neue Epoche der Aufklärung für das Gebot der Stunde zu halten; und genügend Themen für einen Verlag, der sich programmatisch zu einem solchen Projekt bekennt. Gemeinsam mit Ihnen – Autorinnen und Autoren, Leserinnen und Lesern, Rezensentinnen und Rezensenten sowie Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartnern – möchte ich es in den nächsten Jahren publizistisch voranbringen.
Dabei wird es indes nicht ausschließlich um Zeitgeschichte gehen. Grundlage der Aufklärung ist die Erkenntniskritik. Dazu habe ich mit meinen Allgemeinen Grundlagen der Politischen Theorie, dem Gründungsprogramm des Verlags Neue Aufklärung, selbst einen Vorschlag vorgelegt. Die weitere Debatte muss zeigen, was davon zu halten ist. Kein Zweifel aber kann daran bestehen, dass sich die Entfremdung unserer Welt von der Aufklärung nicht zuletzt unter dem Einfluss vermeintlich wissenschaftlicher Expertise vollzieht und deshalb auch eine wissenschaftlich-erkenntnistheoretische Kritik ungerechtfertigter wissenschaftlicher Autorität nötig sein wird, wenn die durchaus bereits von vielen Autoren geforderte ‚neue Aufklärung’ Wirklichkeit werden soll.
Dr. Thomas Köller